Millioneninvestition als Bekenntnis zu Standort und Nachhaltigkeit
Die Röchling-Gruppe setzt in Thüringen weiter auf nachhaltiges Wachstum. Dazu investiert das Unternehmen 50 Millionen Euro in ein neues Produktionsgebäude und in Produktionsmittel am Standort von Röchling Medical in Neuhaus am Rennweg. Dabei handelt es sich um die bislang größte Investition in Gebäude und Maschinen des weltweit tätigen Kunststoffverarbeiters.

Spatenstich bei Röchling Medical Neuhaus | Fotos/Grafik: Röchling

Das neue Produktionsgebäude mit einer 1.700 m2 großen Reinraumproduktion, davon 500 m2 High Level Pharma GMP C
Die Kernkompetenz von Röchling Medical ist die maßgeschneiderte kundenspezifische Kunststoffverarbeitung zur Herstellung von Primärpackmitteln und Verabreichungssystemen für globale Pharma- und Diagnostikunternehmen unter höchsten GMP Reinraumanforderungen. In Neuhaus am Renn weg sind die Herstellungsverfahren Spritzblasen, Spritzguss, Spritz streck blasen sowie Extrusionsblasen, wovon mehrere Anlagen co-extrusionsblasfähig (Mehrschichttechnologie) sind, im Einsatz.
Mit ihrer Investition stellt die Röchling-Gruppe laut eigener Aussage die Weichen für das weitere Wachstum des Unternehmensbereiches Medical. Bereits 2015 gab es hier ein 35 Millionen Euro umfassendes Investitionsprojekt, bei dem unter anderem ein moderner Neubau errichtet wurde. Die Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus erfolgte im April 2018.
Auf einer Gesamtfläche von 1.850 Quadratmetern entsteht nun bis Anfang 2023 ein Gebäude über vier Ebenen, das Platz für die benötigten Reinraumflächen für die Fertigungsverfahren schafft. Herzstück des neuen Produktionsgebäudes wird das Obergeschoss mit einer rund 1.700 Quadratmeter großen Reinraumproduktion der Klassen GMP C & D sein, davon rund 500 Quadratmeter im High Level Pharma GMP C-Standard.
Nachhaltig und innovativ
Nachhaltigkeit ist für Röchling Medical Unternehmensphilosophie. Es ist nach dem Umweltmanagementsystem DIN EN ISO 14001 und dem Energiemanagementsystem DIN EN ISO 50001 zertifiziert. Seit 2014 ist Röchling Medical Teilnehmer des Thüringer Nachhaltigkeitsabkommens (NAT). Das NAT führt Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammen und will zum schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen sowie zu Umwelt-, Natur- und Klimaschutz motivieren.
Bei der Gebäudeauslegung des Neubaus wird ein besonderes Augenmerk auf die Themen Automatisierung, Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit gelegt. So kommt ein energieeffizientes Kältespeichersystem zum Einsatz, um nachhaltig Energieressourcen zu sparen und den Ausstoß von CO2 zu reduzieren. Bei diesem Konzept wird der für die Sprinkleranlage vorhandene Löschwassertank mit einem Volumen von circa 2.000 Kubikmeter als Kältespeicher in der Nacht auf ein niedriges Temperaturniveau abgesenkt, um mit der gewonnenen Energie am nächsten Tag die Produktionslinien mit Kühlwasser zu versorgen.
Der gesamte interne Warenfluss der Produkte wird mittels eines autonom fahrenden Transportsystems realisiert, um die innerbetrieblichen Produktionsabläufe unter Reinraumbedingungen zu optimieren und um eine Kontaminierung der Produkte sowie der Transportmittel zu vermeiden. Die neue Intralogistik wird nahtlos in das bestehende Reinraum-Schleusensystem integriert. Auf Basis dieser miteinander verknüpften Systeme (Industrie 4.0) wird zukünftig die gesamte Prozesskette „vom Rohstoff bis hin zum versandfertigen Produkt“ im gesamten Gebäude chargenrein koordiniert. Somit werden die geforderten Ansprüche de r Pharma- und Medizinindustrie in Bezug auf eine saubere und komplett überwachte Herstellung erfüllt.
Aktion „Null Granulatverlust“
Auch im Herstellungsprozess setzt Röchling Medical auf nachhaltige Ideen – zum Beispiel mit der Teilnahme an der Aktion „Null Granulatverlust“. An dieser Initiative beteiligen sich weltweit Kunststoffverbände, um den Verlust von Kunststoffgranulaten entlang der gesamten Lieferkette zu verhindern und die Meeresvermüllung zu verringern. Röchling Medical Neuhaus hat im November das Teilnahmezertifikat erhalten. „Null Granulatverlust“ ist als richtungweisende Aussage zu verstehen, sagt Joachim Lehmann, Director BU Medical Europe. „Sie soll verdeutlichen, dass der Verlust von Kunststoffgranulat in die Umwelt nicht als unvermeidbar akzeptiert wird, sondern es gilt, die Ursache zu analysieren und Maßnahmen dagegen zu ergreifen.“
Rezyklat hilft bei Ressourcenschonung
Als ein global agierendes Pharmaunternehmen stellt Röchling Medical Neuhaus rund 7.000 Tonnen Kunststoffbehälter im Jahr u.a. aus High-Density Polyethylen (HDPE) her. Der bei der Herstellung anfallende Kunststoffabfall wird bereits jetzt überwiegend in den laufenden Produktionsprozess zurückgeführt. Um weitere Ressourcen zu schonen, wird aktuell mit einem Kunden an einem Konzept gearbeitet, bei dem die beim Endverbraucher verwendeten Behälter nicht im Kunststoffmüll entsorgt, sondern nach einem ausgiebigen Recyclingprozess wieder in die Produktion zurückgeführt werden. Hierfür muss das Material so weit aufbereitet werden, dass es den hohen pharmazeutischen Ansprüchen entspricht. Dieses hochwertig recycelte Material soll dann mittels eines Multilayerverfahrens bei der Herstellung neuer Behälter eingesetzt werden. Langfristiges Ziel ist es, einen 80-prozentigen Rezyklat-Anteil zu erreichen. Dieses würde einer Menge von 1.200 Tonnen pro Jahr entsprechen.
Am Standort Neuhaus arbeiten derzeit rund 350 Mitarbeiter auf über 43.000 Quadratmetern Produktions- und Logistikfläche. Durch den Neubau werden circa 30 neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Baubeginn ist für das kommende Jahr geplant. Im Jahr 2022 sollen der Gebäude- und Reinraumausbau sowie der Einbau der technischen Gebäudeausstattung abgeschlossen werden. Die Inbetriebnahme des neuen Produktionsgebäudes kann dann im ersten Quartal 2023 erfolgen.